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1. Die außereuropäischen Erdteile - S. 107

1911 - München : Oldenbourg
Anhang I. Die Kotarländer. Unter dem Namen Polarländer versteht man die um die beid en Pole der Erde bis zu den Polarkreisen gelegenen Länder. Die Geschichte ihrer Erforschung geht bis ins Altertum zurück^), aber erst im 19. Jahrhundert wurde die wissenschaftliche Erschließung der Polarwelt durch zahl- reiche Expeditionen in umfassender Weise gefördert, ja durch den Amerikaner Peary (1909) der Nordpol selbst erreicht. Die eigenartigen Klimaverhältnisse der Polarwelt und deren Einfluß auf die benachbarten Kontinente, die Verteilung von Wasser und Land, die Meeresströmungen, die Eiswelt, Flora und Fauna, die Besiedelung und die wirtschaftliche Bedeutung dieser Gebiete, nicht zum wenigsten endlich die erschütternden Katastrophen wie die Beweise heldenhafter Größe in der Geschichte ihrer Erforschung^) verleihen der Polargeographie besonderes Interesse. 1. Die Polargebiete haben infolge des tiefen Sonnen- standes die niedrig st e mittlere Jahrestemperatur auf der Erde (im Innern von Grönland —20°). Zwar fallen die Orte der tiefsten Winter- temperatur nicht mit den geographischen Polen zusammen, wenigstens nicht auf der nördlichen Erdhälfte, wo der Kältepol um Werchojansk nahe dem Polarkreis in Sibirien liegt (Januartemp. —50° und tiefste Temp. —70°); aber die Januartempe- ratur sinkt z.b. im Innern Grönlands auf — 40° und selbst die Julitemperatur bleibt noch unter dem Gefrierpunkt, während diese allerdings in Sibirien auf 15—20° steigt, also der von Berlin gleichkommt. Die Sommer sind kurz und die beträchtliche Zu- fuhr von Wärme wird hauptsächlich zum Schmelzen des Eises verwendet. Ein voll- ständiges Auftauen findet nur an günstig gelegenen Abhängen statt, wo dann die spärliche Vegetation keimt, vorwiegend Zwergsträucher, Flechten und Moose. 2. Eine Eigentümlichkeit der Polarwelt sind ferner ihre extremen Tages - und Nachtlängen. Die Dauer des längsten Tages und der längsten Nacht wächst von 24 Stunden am Polarkreis bis zu sechs Monaten an den Polen. Doch verkürzt die Dämmerung die Länge der Nächte bedeutend. Überdies wird die Polarnacht noch gemildert durch das P o l a r l i ch t (Nordlicht, Südlicht). 3. Die klimatischen Verhältnisse erklären die tiefe Lage der Schnee- undeisgrenze, die hierbiszummeeresspiegelherab steigt (Abb. S. 108). Das Innere Grönlands ist völlig unter dem sog. Inlandeis begraben, einer Eiskappe von 1000 in Mächtigkeit, die heute noch das getreue Bild der ein- stigen Eiszeit gibt. Nur die höchsten Spitzen ragen als sog. N u n a t a k s hervor. ') Pytheas aus Massilia kam 325 v.chr. bis zu einem Eiland, später Thüle genannt, das 6 Tagereisen nördl. von Großbritannien lag. 2) 1847 ging die englische Franklin-Expedition mit 129 Mann Besatzung auf King Williamsland in Britisch-Nordamerika unter und 1881 wurden von der amerikanischen Jeanette- Expedition unter de Long bei den Neusibirischen Inseln von 33 Mann nur 13 gerettet. Die 96tägige Schlitten» und Bootfahrt der österr. Expedition unter Payer und Weyprecht 1874 führte zur Entdeckung von Kaiser Franz Josephs-Land. Die Durchquerung Grön- lands geschah durch Nansen 1888 auf Schneeschuhen. Die „Fram"°Expedition unter Nansen drang 1896 bis 86°4' vor. 1878 umsegelte Adolf Erik Nordenskiöld auf der „Bega" zum ersten Male die Alte Welt. 1902 entdeckte Erich von Drygalski unter 66° s. Br. Kaiser Wil- Helmll.-Land mit dem 336m hohen Gaußberg, einem erloschenen Vulkan.

2. Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart - S. 22

1911 - Breslau : Hirt
41. Rembrandt, Landschaft (Radierung). Ar Rembrandts knstlerische Auffassung ist nichts so bezeichnend wie seine Umformung von Rubens' Kreuzabnahme (40). Rcksichtslos gibt er den knstlichen Aufbau seines Vorbildes preis, um nur den schmerz-lichen Vorgang wahr und ergreifend zu schildern. Wie ist hier alles in tiefstes Weh getaucht! Selbst das Kreuz streckt wie wehklagend den einen Arm in den dunkeln Nachthimmel hinaus. berirdisches blendendes Licht ruht auf der Mittelgruppe, alles andere versinkt in Finsternis, auch die um die ohnmchtig niedergesunkene Mutter des Herrn beschftigten Frauen. Die orientalischen Typen lieferte das Amsterdamer Iudenviertel. Ein dem Pinsel ebenbrtiges Mittel schuf sich Rembrandt in der Radierung. Die mit der Rdel in die geschwrzte Kupferplatte eingeritzte und dann getzte Zeichnung ist gleichsam die Urhandschrift des Knstlers, die durch den Druck beliebig vervielfltigt werden kann. Diese Technik bildet Rembrandt so meisterhaft aus, da sie die Natur der vom Licht getroffenen Stoffe, Samt, Seide, Haare, verblffend wiedergibt, ja er erreicht auch hier durch Verteilung von Licht und Schatten durchaus male-tische, sogar poetische Wirkungen. Ein monumentales Werk dieser Art ist das sog. Hundertguldenblatt. Niemals hat die erbarmende Liebe des Heilandes durch die Kunst eine schnere Verklrung gefunden. Gtt-40. Rembrandt, Kreuzabnahme. (Phot. Bruckmann.) liches Licht strahlt vom Haupte seiner sanften und doch alles beherrschenden Gestalt, ein zweiter wundersamer, breiter Lichtstrom fllt von rechts in das tiefe Dunkel des kellerartigen Raumes, gndig die Flle des hier zusammengestrmten Elends nur halb enthllend, voll dagegen ruhend auf der Gruppe der disputierenden hochmtigen Phariser.

3. Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre - S. 65

1911 - Halle a.S. : Schroedel
65 Aus der scheinbaren Größe und der Entfernung des Mondes ergibt sich seine wirkliche Größe. Der Mond erscheint unter einem Sehwinkel von rund 30' oder 1/z0 (genauer s. S. 33); das ist V720 sernung des Mondes von der Erde 1 = (nach genauer Rechnung) 3480 km. Also beträgt der Mondradius */* ^ Erdradius. Entfernung und Größe der Sonne. Wegen der außerordentlichen Kleinheit des Winkels, den zwei Sehlinien nach der Sonne bilden, wenn sie auch von noch so weit auseinander liegenden Orten der Erdoberfläche ausgehen, muß zur Bestimmung der Entfernung der Erde von der Sonne ein anderes Verfahren eingeschlagen werden als zur Berechnung der Entfernung des Mondes. Man hat dazu die „Venusdurchgünge" benutzt, d. i. die Vorübergänge der Venus vor der Sonne bei ihrer unteren Konjunktion, wo sie dann als dunkles Scheibchen auf der hellen Sonnenoberfläche zu beobachten ist, 2. In Fig. 34 stelle E die Erde, V die Venus, S die Sonne dar. Zwei Beobachter werden in A und B die Venus den Weg aa1 und bb1 zurücklegen sehen. Aus dem scheinbaren Abstand dieser beiden Wege wird nun die Sonnenparallaxe, d. i. der Winkel, unter welchem einem Beobachter auf der Sonne der Erdhalbmesser * Bei der Kleinheit des Bosens ist dieser von der Sehne so wenig verschieden, daß er für sie eingesetzt werden kann. 2 Venusdurchgänge sind selten; sie erfolgen in Perioden von etwas mehr als 100 Jahren, dann aber zweimal in einem Zeitraum von 8 Jahren. Die letzten Vorübergänge waren am 9. 12. 1874 und am 6. 12. 1882; die nächsten werden am 8. 6. 2004 und am 6. 6. 2012 stattfinden. W u l l e, Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre. 5 Fig. 33. Fig. 34.

4. Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre - S. 64

1911 - Halle a.S. : Schroedel
— 64 — Die von der französischen Regierung angeordneten und von Bouguer und Condamine 1735 in Peru, von Maupertuis, Clairaut u. a. 1736 in Lappland ausgeführten Gradmessungen geben das un- trüglichste Zeugnis von der Abplattung der Erde nach den Polen hin. Die vom französischen Nationalkonvent verfügte Gradmessung von Dünkirchen bis zur Insel Formentera geschah behufs Feststellung des Meters, das den zehnmillionsten Teil eines Meridianbogens zwischenäqua- tor und Nordpol betragen sollte. Daneben fanden bis in die neueste Zeit verschie- dene andere Gradmessungen, darunter auch solche auf deut- schem Boden, statt, und im Jahre 1886 sind infolge der Aufforderung der preußischen Regierung eine Anzahl euro- päischer und außereuropäischer Staaten zum Zwecke einer internationalen Erdmes- sung zusammengetreten. Messungen ini Meltenrauni. Entfernung und Größe des Mondes. Bei Anwendung ge- wöhnlicher Meßinstrumente ist der Unterschied in der Mittagshöhe der Sonne auf verschiedenen Breiten (s. oben?) nur bedingt durch die verschiedene geographische Breite, wo die Gesichtslinien zur Sonne als Parallele erscheinen. Bei der geringeren Entfernung des Mondes jedoch hat die gleichzeitige Messung der Kulminationshöhe des Mondes von zwei genügend weit voneinander entfernten Punkten eines Meridians eine Neigung der Sehlinien ergeben. So betrug auf Grund von Beobachtungen, die gleichzeitig im Jahre 1732 in Berlin und in der Kapstadt gemacht wurden, die Neigung der Sehlinien nach einer bestimmten Stelle des Mondes, der Winkel Bmk, 1 xk °. Durch (trigonometrische) Rechnung wurde hieraus die Entfernung des Mondes vom Erdmittelpunkt gleich 58 Erdhalbmessern gefunden. Bei den verschiedenen scheinbaren Größen des Mondes (S. 33) schwankt die Entfernung zwischen 57 und 63 Erdradien, so daß der mittlere Wert 60 mittlere Erdradien — 384 000 km beträgt.

5. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 189

1846 - Aachen : Benrath
189 gehört wird. Ihre Wirkungen auf feste Körper äußern sich mehr oder minder heftig; kleine Schiffe, die in ihren Bereich kommen, laufen Gefahr, durch die ungeheuere Gewalt des sie begleitenden Wirbelwindes gänzlich zerstört zu werden,*) und offene Fahrzeuge bringt schon das herabsinkende Wasser zum Sinken. Schiffe grö- ßerer Art werden zwar nicht von einer Wasserhose zerstört, wohl aber die Masten, besonders wenn viele Segel ausgespannt sind, zersplittert und alle Gegenstände auf dem Berdecke umgestürzt und zertrümmert. So gerne daher die Seefahrer dieses große Schau- spiel der Natur bewundern, so suchen sie sich doch gerne in der Entfernung davon zu erhalten, was aber nicht immer möglich ist, weil meistens kein Wind ist. In solchen Fällen pflegt man Kanonen abzufeuern, um eine Lusterschütterung und dadurch einezertheilung des Meteors zu bewirken, die auch oftmals erfolgt. Es fehlt indeß nicht an Beispielen, daß Schiffen, die mit einer Wasserhose in Berührung kamen, kein beträchtlicher Schaden zugefügt wurde. „Ich selbst," so erzählt Zimmermann, „habe diesen Fall erlebt. Als ich im Jahre 1813 eine Reise auf dem mittelländischen Meere machte, war das Wet- ter eines Tages, wo das Schiff zwischen Sardinien und Malorka sich befand, äußerst veränderlich und der Wind sprang von einer Himmelsgegend nach der andern um. Gegen drei Uhr Nachmittags entstand eine Windstille, der Himmel umzog sich mit Wolken und daun und.wann fiel ein kurzer Strichregen, man erwartete einen Sturm; deßhalb die Segel, mit Ausnahme zweier oder dreier kleinern, eingezogen wurden. Dies war kaum geschehen, da strich plötzlich über das Schiff ein heftiger Wirbelwind, der einige Ma- trosen umriß und'ìilles bewegliche Geräth gegen den Boden schleu- derte. Zugleich stürzte das Wasser in Strömen herab, so daß es in der ganzen Gegend des großen Mastes — hier liegt das Verdeck etwas niedriger als vorn und hinten — über einen Fuß hoch sich ansammelte. Dieß alles war das Werk eines Augen- blicks, worauf wieder eine Stille eintrat. Da der Vorfall wei- ter keine Folgen hatte, so blieb die Schiffsmannschaft ganz *) Wie groß die Gewalt des Windes sein kann, haben im Jahre 1817 die preußischen und lithauischen Wälder empfun- den, welche auf ganze Quadratmeilen hin niedergestreckt wa- ren, als habe man sie mit einer Sense abgemäht.

6. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 191

1846 - Aachen : Benrath
191 gelmäßig wehende Wind setzt plötzlich um, Wirbelstöße erheben sich; das Meer beginnt ohne sichtbare Ursache zu wallen, — nun kommt ein heulender Wind heran, der zischend und pfeifend durch das Tanwerk fahrt, die Matrosen klettern an den Strickleitern empor und raffen die Segel znm größteit Theile ein, binden si- znsammen» damit sie dem Winde keine zu bedeutende Fläche dar- bieten. Die Luken werden nach allen Seiten hin auf das sorg- fältigste geschlossen, nm den anschlagenden Wellen das Eindrin- gen zit verwehren. Kaum hat dies geschehen können, als auch schon mit erneuerter Gewalt der Sturm daher braust, die Wo- gelt peitscht, immer höher hinauf treibt, bis sie den erschreckten Bewohnern des Schiffes wie Berge, bis ihre Thäler wie furcht- bare, bodenlose Abgründe erscheinen. Schon hat das Meer seilte Durchsichtigkeit verloren, schwarz sieht es ans und öffnet einen gähnenden Schlund neben dem an- dern , doch hat er noch nicht seine schreckliche Gestalt angenom- men. Nun aber sinkt die Nacht hernieder; da erscheint der Him- mel flach, und nicht mehr gewölbt sich auszubreiten; er scheint sich znm Meere zu senken, um es viit seiner Last zu erdrücken; die Sternbilder werden größer, breiter; der zitternde Duft, in dein Alles schwimmt, gibt ihnen ein furchterregendes Ansehet», dehnt ihren Flächeuraum auf das Zehnfache aus; die Planeten und die hellsten Fixsterne bekommen ein kometenartiges Ansehen, und im- mer wüthender und wilder rast der Sturm daher, schleudert das Schiff hinab, hinauf, setzt auf einer Wellenkuppe treibt er es die glatte Bahit hinunter; die Spitze des vordersten, schräg hinaus liegenden Mastes taucht in das Wasser und scheint daö Schiff durch die dunklen Massen des Meeres selbst ziehen zu wollen; jetzt steigt es bergan, und steil und hoch in die Lust ragt dessel- den Mastes Spitze, weit im Bogen aufwärts das Wasser schleu- dernd, das er gefaßt hat. Noch geht alles gut, denn solcher Ereignisse ist der durch tau- send Gefahren geprüfte Seemann schon gewohnt; weiß er nur , daß er auf 500 Meilen kein Land vor sich hat, so kann er sol- chen Sturm schon aushalten. Nun aber hebt der Wind noch hef- tiger und wilder seine Schwingen, schon darf das Sturnisegel, womit der Steuermann noch das Schiff z» lenken, in seiner Bahn zu hallen im Stattde ist, nicht mehr gebraucht werden; obwohl

7. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 193

1846 - Aachen : Benrath
193 lene Schiff geradezu umstülpt und in den tiefen Meeresboden ver- senkt. In günstigern Fällen bemerkt man wenige Minuten vor Ausbruch solch eines verderblichen Windes eine gänzliche Wind- stille, begleitet von unerträglicher Schwule, ein Röthlichwerden der Sonne und der Atmosphäre und ein gleich darauf folgendes Bewölken des drückenden, gesenkt scheinenden Himmelsgewölbes. Wenn nian bei den ersten dieser Boranzeichen die Segel und die Rahen abnimmt, alle Luken schließt und Anstalt trifft, im Noth- falle alle Masten zu kappen, so ist es noch möglich, solcher Windsbraut zu widerstehen, doch hat nian selbst in diesem Falle gewöhnlich keine Zeit zu schützenden Maßregeln, denn die Re- gengüsse überschwemmen das Verdeck, Blitz auf Blitz zuckt nach den Masten und das Schiff ist schon vernichtet, ehe noch alle Befehle zur Rettung desselben ertheilt sind. Ein solcher Orkan verwüstete die Hondurasbay; die Häuser wurden niedergerissen, die Bäume entwurzelt, aus der Erde gehoben und weit hinwegge- schlendert; das Meer brauste gegen die Küsten auf, überschwemmte die Ufer und vernichtete ans Stundenweite alle Plantagen; die im Hafen befindlichen Schiffe wurden an einander zerschniettcrt und zerschellten, wurden, wenn sie einzeln standen, hoch in die Lust gehoben, niedergelassen, daß sich weit das Wellengrab unter ihnen theilte und die zusammenschlagenden Wogen sie für immer in den Schooß des Meeres versenkten. Andere standen urplötzlich ans trockenem Lande und zerschellten dort durch die furchtbare Gewalt ihres eigenen Druckes. Neunzig Schiffe, niehrere hundert Hütten und Häuser, über 3000 Menschen waren in dem Zeitraum von wenig Minuten vernichtet, zermalmt. Es befanden sich bei den Letztere 150 Auswanderer aus Europa, welche, kaum ange- kommen in ihrer neuen Heimath, von den Mahagoni-Balken, die zur Verschiffung bereit lagen, zerquetscht wurden. Diese schrecklichen Orkane beginnen gewöhnlich mitten im meri- kanischen Meerbusen zu einer Zeit, wo die größte Hitze, begleitet von häufigen Regengüssen, die Atmosphäre in eine ungewöhnliche Spannung setzt, sie mit ungewöhnlichen Dämpfen überladet und folglich, durch dieses Spiel der stets wechselnden Aggregatzustände, durch das Niederschlagen des Verdunsteten und das Verdunsten des Niedergeschlagenen, die elektrische Tension (Spannung) eine unge- wöhnlich hohe ist. In den Monaten Juli und August sieht man häufig das 13

8. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 201

1846 - Aachen : Benrath
201 persönlich den Befehl über die Flotte führte. Am 23. August iw der siebenten Stunde (ungefähr 1 Uhr Nachmittags) zeigt ihm meine Mutter an, es sei eine Wolke von ungewöhnlicher Größe und Art sichtbar. Mein Oheim hatte sich gesonnt, ein kaltes Wafferbad genommen, dann liegend gefrühstückt und studirte; er verlangte seine Sandalen und stieg sogleich auf die Anhöhe, von der mau die wunderbare Erscheinung am besten sehen konnte. Eine Wolke erhob sich — §us welchen. Berge, konnten die Fern- stehenden nicht genau wissen, erst später erfuhr man, daß es der Vesuv gewesen sei — deren Aehnlichkeit und Gestalt kein anderer Baum bester, als die ffinie (eine südenropäische Tanne), wieder- gegeben haben würde. Denn , gleichsam zu einem mächtigen Stamme hoch aufgeschossen, breitete sie sich oben in mehrere Zweige aus, weil, wie ich glaube, sie zuerst von einem (unters irdischen) heftigen Windstoß gehoben wurde und dann, da dieses schwächer ward, wieder sank, oder auch, von ihrem eigenen Ge- wicht überwunden, sich in die Breite verlor, zuweilen weiß, zu- weilen schmutzig grau, je nachdem sie Erde oder Asche mit sich in die Höhe geführt. Ihn, als einen sehr gelehrten Mann, dünkte es gut, das Creiguiß in der Nähe kennen zu lernen. Er befiehlt, eine Libnrnica (leichtes Fahrzeug) in Bereitschaft zu setze», und fordert mich aus, ihn zu begleiten, worauf ich antworte, ich zöge es vor, zu ftudiren, und zufällig hatte er mir selbst et- was zum Abschreiben gegeben. - Er verließ das Haus und nahm Schreibtafeln mit sich. Die Bewohner von Retina, durch den Vorfall und die drohende Gefahr erschreckt (denn dieser Ort lag an der Küste, und keine andere Flucht als zu Schiffe war mög- lich), baten, er möchte sie so großer Noth entreißen. Er ändert nun seinen Plan, und^ was er aus Wißbegierde unternommen, vollendet er mit dem größten Muthe. Er läßt die Quadrirenicn (mit vier Ruderreihen versehene große Schiffe) in die See ste- chen, besteigt ein solches Schiff, uni nicht alleiy den Bewohnern von Retina, sondern auch vielen Andern (denn die Küste war wegen ihrer schönen Lage sehr bewohnt) Beistand zu leisten. Er eilt dahin, von wo die Andern fliehen, und wendet den Laus des Schiffes und das Steuer der Gefahr gerade entgegen, so furcht- los, daß er alle Bewegungen jenes Unheils, all? Erscheinungen, wie er sie erblickte, luederschreiben ließ und selbst auszeichnete.

9. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 204

1846 - Aachen : Benrath
204 gen lassen, rollte», obwohl das Feld ganz eben war, nqch ent- gegengesetzten Seiten, und selbst, wenn wir Steine unter die Räder legten, blieben sie nicht fest stehen. Außerdem sahen wir das Meer sich selbst verschlingen und gleichsam von den Stoßen der Erde zurückgeschlagen werden. Das Festland hatte wirklich zugenommen und hielt eine Menge Seethiere auf dem Sande zu- rück. Auf der andern Seite gähnte eine schwarze und gräßliche Wolke, durch das zuckende Herumfahren des Feuerhauches gespal- ten, weit auf mit entsetzlichen Flammcnzuugen, Blitzen ähnlich, aber großer. Bald darauf ließ sich jene Wolke auf die Erde nie- der und verfinsterte das Meer. Sie hatte Capri umgeben und verhüllte das Vorgebirge von Misenum." ,,Nun bat, ermahnte, befahl die Mutter, daß ich auf jede Weise fliehen sollte: der Jüngling könnte dies; sie, die an Jah- ren und an ihrem Körper schwer zu tragen habe, werde leichter sterben, wenn sie nicht die Ursache meines Todes sei. Ich entgeg- nete, nur mit ihr zugleich wollte ich mich gerettet wissen. Hier- auf fasse ich sie bei der Hand, zwinge sie, weiterzugehen; sie ge- horcht ungern und klagt sich an, daß sie mich aufhalte. Schon fällt Asche nieder, jedoch noch sparsam; ich blicke zurück, dichte Finsterniß droht uns im Rücken und folgt uns gleich einem Berg- strom. Wir wollen seitwärts ausbiegen, sagte ich, so lange wir noch sehen könne», damit wir nicht auf der offenen Straße um- gestoßen und in der Dunkelheit von der fliehenden Menge zertre- ten werden. Kaum setzen wir uns nieder, so Wirdes Nacht, nicht etwa nur so, als ob kein Mondschein wäre, oder Nebel fiele, sondern so, wie in verschlossenen Zimmern, wenn das Licht aus- gelöscht ist. Man hörte das Geheul der Weiber, das Gewimmer der kleinen Kinder, das Geschrei der Männer; die Einen riefen »ach den Aeltern, die Anderen nach den Kindern, die Dritten nach den Gatten und suchten sich an den Stimmen zu erkennen. Dieser bejammerte sein eigenes, jener das Unglück der Seinen; eö gab Menschen, die aus Furcht vor dem Tode sich den Tod herbeiwünschten. Viele erhoben die Hände zu den Göttern, andere verkündigten, daß es keine Götter gebe, und daß dies die letzte und zugleich ewige Nacht der Welt sein werde. Auch fehlte es nicht an solchen Leuten, die durch ersonnene und erlogene Schreck- nisse die wahre Gefahr noch vermehrten. Einige erzählten fälsch-

10. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 217

1846 - Aachen : Benrath
217 Dic Quadrupede» (Säugethiere) verlasse» aus inchrere» Ursa- che» ihre Heunath. Mangel a» Nahrung setzt plötzlich Millionen Ratteuarten in Marsch. In Sibirien trieb die in de» Steppen eingefallene Dürre die wegen ihrer Reisen sogenannte Wanderratte in die Stadt Jaizkoi. Hier zogen sie in großen Zügen ein, und, sagt Pallas, besetzten nur die eine Seite der Stadt, ohne die Hauptstraße, welche diese in zwei Theile theilt, zu überschreiten. Die Wanderungen des berühmten Wanderers dieses Geschlechts, des Leming, in Norwegen, haben wohl ähnliche Ursachen. Diese Thiere brechen aus den Kiölen und Lappländischen Gebirgen in ungeheuern Heeren hervor, und wandern gegen den bottnischci» Meerbusen, welchen sie aber fast niemals erreichen. Ihr Marsch geht jedesmal bestimmt in breiten Züge», und in gerader Linie vorwärts. Stellt sich ihnen ein Mensch entgegen, so suchen sie sich zwischen seinen Beinen durchzudrängen. Steht ein Heuschober in ihrer Marschroute, so fressen sie sich eine grade Straße hin- durch , ohne ihre Linie zu verlieren. Findet sich aber ein für sie nicht bezwingliches Hinderniß, z. B. ein Berg, oder eine große Steinmasse, dann wird nach einem vergeblichen Versuche, sie zu durchdringen, der Fels bis auf einen gewissen Punkt umgangen, aber ihre neue Marschlinie paßt sodann genau, wenn mail sie durch das Gestein fortsetzte, an die erstere an. Eben so wenig unterbricht ein Fluß, ein See diese Wanderungslinie. Sie stürzen sich hinein und durchschwinimen ihn in eben derselben geradeii Richtung, ja ein ihnen darauf in den Weg kommendes Fahrzeug erklettern sie, und ihre Marschroute fängt an der entgegengesetzten Seite im Wasser genau in eben der Richtungslime wiederum an. Ereignet es sich, daß sie auf ihrem Zuge Jungen werfen, so trägt das Weibchen eins davon im Maule, andere auf dem Rücken fort. Sie ernähren sich während des Zuges vom Grase, und man kann daher die Marschroute durch die abgefressenen und niedergetretenen Kräuter erkennen. Die Wanderungen des Leming find indeß nicht jährlich, sie ereignen sich erst nach mehreren, oft nach 20 Jahren, und scheinen daher durch zu großen Anwachs der Individuen zu entstehen. Sie werden den Füchsen und Hasen, und selbst den Hunden der Lappländer zur Beute. Die Wanderungen der ökonomischen Maus (Mg oeconomus) beschreibt uns Steller mit nicht minder lebhaften Farben. Wie
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